AUGSBURGERSÄGE

Sägewerke im 20. Jahrhundert waren mit Gattern ausgestattet, die mit mehreren Sägeblättern bestückt waren. Vor dem 20. Jahrhundert waren diese mit nur einem Sägeblatt bestückt.

Das Prinzip der mechanischen Einblattsäge ist seit dem Mittelalter bekannt und wurde über die Jahrhunderte weiterentwickelt.

Heute sind diese Einblattsägen vor allem unter dem Sammelbegriff VENEZIANERSÄGE bekannt, obwohl zwei wesentliche Bauarten der Einblattsäge existierten, nämlich die Bauart, die nach der Stadt Augsburg „Augsburgersäge“ benannt ist und eben jene Bauart, die nach der Stadt Venedig „Venezianersäge“ benannt ist. Auch Mischtypen sind bekannt. Die Augsburgersäge war vor allem nördlich der Alpen anzutreffen, während die Venezianersäge südlich der Alpen und im Gebirge beheimatet war.

Die wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale sind:
Die Augsburgersäge wird von einem langsam laufenden oberschlächtigen oder unterschlächtigen Wasserrad angetrieben und braucht daher ein Übersetzungsgetriebe. Die Venezianersäge wird ohne Übersetzungsgetriebe von einem schnelllaufenden Wasserrad (einem sogenannten Waschel) angetrieben. Der Spannwagen, auf dem sich das Bloch befindet, läuft bei der Augsburgersäge auf eigenen Rollen und wird über einen Zahnradantrieb vorgeschoben. Bei der Venezianersäge wird dazu ein einfacher Seilzug verwendet und der Spannwagen läuft auf im Boden eingebauten Walzen.
Die hier ausgestellten Teile einer Augsburgersäge gehörten zum Sägewerk, das Josef und Johanna Wenger 1885 (siehe Eintrag auf dem Sägerahmen) bei der Stinglmühle errichten ließen und das 2017 durch ein Kleinkraftwerk ersetzt wurde. 1890 wurde auch in der Steinmühle eine Augsburgersäge eingebaut.

FUNKTIONSWEISE einer AUGSBURGERSÄGE:
Das oberschlächtige langsam laufende Wasserrad b treibt das auf dem Wellbaum c sitzende Stirnrad d, das wiederum das Kammrad e auf der durch die Übersetzung schnelllaufenden Kurbelwelle h mit dem Schwungrad f antreibt. Der Exzenter g an der Kurbelwelle verursacht über die Pleuelstange i die
Ab- und Aufwärtsbewegung des Sägerahmens j, der im Gatterständer k gleitet. Das eingespannte Sägeblatt schneidet bei der Abwärtsbewegung das Bloch l, das auf dem Spannwagen fix montiert ist.
Durch die Aufwärtsbewegung des Sägerahmens j wird über eine Stange s die Vorschubwelle t leicht nach rechts verdreht und damit bewegt der Kulissenarm u die Stoßstange v sowie das Setzrad p nach links. Auf der Setzradwelle befindet sich das Stockrad q, das in die Zahnstange r des Spannwagens n eingreift und diesen Richtung Sägeblatt bewegt. Bei der Abwärtsbewegung des Sägerahmens erfolgt der Schnitt und die Vorschubwelle t wird wieder rückgestellt. Der Sperrhebel y verhindert das Zurückgleiten des Setzrades p.

Quelle: www.atterwiki.at
Bild links: Schema einer Augsburgersäge, Quelle: Herbert Jüttemann
Bild oben: Schema einer Venezianersäge ohne Übersetzungsgetriebe,Quelle: Herbert Jüttemann